Ein Mann mit großem Herz

kleipass_Seite_1_Bild_0002Ernst Kleipaß aus Kluftern engagiert sich für Indios in Argentinien.

Ernst Kleipaß ist 74 Jahre alt. Eigentlich könnte er in seinem Häuschen in Kluftern-Lipbach seinen Ruhestand genießen und es langsam angehen lassen. Stattdessen fliegt der Ex-Dornieraner zweimal im Jahr nach Argentinien, um dort ganz uneigennützig zu helfen. Fast das halbe Jahr verbringt der Ingenieur in der Provinz Misiones. Unermüdlich baut er dort Krankenhäuser, Schulen, Altenheime oder Gesundheitsstationen. Wenn er zurück in Kluftern ist, kümmert er sich darum, Geld oder Sachspenden zu sammeln, Entwicklungshilfe anzukurbeln oder Sendungen nach Argentinien vorzubereiten. „Ich freue mich einfach zu sehen, dass die Hilfe dort Sinn macht“, sagt Kleipaß, der nicht viel Aufhebens um sein Engagement machen möchte. Hilfe ist in Misiones mehr als nötig. Die Bevölkerung besteht zum Großteil aus Indios vom Stamm der Guarani, sie haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von 40 Jahren. Dort mangelt es an allem: an Schulen, Gesundheitsvorsorge, Nahrungsmitteln.

kleipass_Seite_1_Bild_0003Ernst Kleipaß arbeitete von 1982 bis 1987 in Cordoba. Dort war er als leitender Dornier-Ingenieur am Bau eines Schulungsflugzeugs, der „Pampa“, für die argentinische Luftwaffe beteiligt. Der Kontakt zur Provinz Misiones kam zustande, weil Kleipaß wollte, dass sein Sohn Spanisch lernt. Deshalb schickte er ihn zum deutschen Missionspater Marx nach Misiones. „Daraus entstand eine enge Freundschaft. Als ich in den Ruhestand ging, wusste ich, dass ich dort helfen wollte“, erzählt Kleipaß.

 

1995 reist er das erste Mal nach Argentinien, um Pater Marx beim Aufbau einer Radiostation für die Landbevölkerung zu helfen. Danach reiht sich Projekt an Projekt. Ob es um den Bau eines Gemeindehauses, eines Altersheimes oder um Erweiterungen für Schulen geht, immer ist Ernst Kleipaß zur Stelle. Er plant und beaufsichtigt die Bauarbeiten. Dabei geht in Argentinien nicht immer alles glatt. „Man weiß nie, was am nächsten Tag passieren wird“, sagt der 74-Jährige lächelnd. Mehrere Herzoperationen hat er schon hinter sich, aber trotzdem will er mit der Hilfe nicht aufhören. Stattdessen baut er 1999 als Dank für seine Genesung eine Kapelle, der heiligen Fatima gewidmet. Dann beginnen die Planungen für ein dringend benötigtes Wohnhaus für das Pflegepersonal eines Altenheimes. „Die lebten in ganz armseligen Verhältnissen, das musste einfach geändert werden“, erklärt Kleipaß seine Motivation. Seit 2000 arbeitet er mit der Hilfsorganisation Parmed zusammen. „Nur mit ihrer Hilfe konnten viele Projekte überhaupt Realität werden“, so Kleipaß. Schließlich wird er gefragt, ob er sich nicht für den Bau eines Krankenhauses in der Stadt Colonia Aurora einsetzen kann. Jahrelang versucht der Klufterner, das nötige Geld zusammen zu bekommen. 2006 schließlich der Erfolg: Er kann mit dem Bau des Fundaments beginnen. „Wichtig ist, dass die Indios auch Eigenleistung einbringen.

 

kleipass_Seite_1_Bild_0004Manche arbeiten auf der Baustelle, manche bringen einen Sack Zement vorbei, andere liefern Steine. Nur so bekommen sie eine Bindung an das Krankenhaus, das für sie errichtet wird“, erzählt Ernst Kleipaß. Im Februar soll die Klinik, die dank der Hilfe aus Kluftern ihren Strom aus einer Solaranlage bezieht, eröffnet werden. Noch fehlt es aber an weiteren Spenden, beispielsweise wird ein Ultraschallgerät dringend benötigt. Das nächste Projekt ist schon geplant: „Mein größtes Anliegen ist es, noch einen Wirtschaftsraum sowie einen Anbau des Altersheims zu bauen“, so Kleipaß. Und was sich der Mann mit dem großen Herz einmal in den Kopf gesetzt hat, das zieht er auch durch. Dafür war er schon bei Dornier bekannt.

Die Projekte:

  • 1995: Planung und Bau einer Radiostation für die Landbevölkerung
  • 1996: Bau eines Gemeindehauses
  • 1997: Planung und Bauausführung eines Bibelzentrums in Eldorado.
  • 1998: Erste Planungsarbeiten für ein Schwesternkonvent, Planung der Fatima-Kapelle, Bau einer Erste-Hilfe-Station sowie eines Lehrerhauses
  • 1999: Bau der Fatima-Kapelle
  • 2000: Erweiterung einer Schule in Yacutinga, Bau eines Gotteshauses für die Indianer, Sanierungsarbeiten an diversen Schulen
  • 2001: Eröffnung einer Erste-Hilfe- Station in San Ignacio, Fertigstellung der im Jahr 2000 begonnenen Projekte
  • 2002: Bau eines Sterbezimmers und einer Hausapotheke in einem Altenheim, Bau eines Wohnhauses für das Pflegepersonal
  • 2003/2004: Bau eines Schwesternkonvents in San Ignacio
  • 2005: Beginn der Planungen für ein Krankenhaus in Colonia Aurora
  • 2006: Bau eines Speise- und Aufenthaltssaals in einem Altenheim in Roca, Beginn der Bauarbeiten für das Krankenhaus in Colonia Aurora
  • 2007/2008: Fortsetzung der Bauarbeiten am Krankenhaus.
  • 2009: Eröffnung des Krankenhauses, Planungsarbeiten für einen Wirtschaftsraum und einen weiteren Anbau des Altenheims.

Helfen Sie mit!

Wenn auch Sie Ernst Kleipaß bei seiner weiteren Arbeit unterstützen wollen, können Sie spenden. Der Klufterner arbeitet eng mit der Hilfsorganisation Parmed e.V. zusammen, die auch den Bau des Krankenhauses unterstützt. Spendenkonto:

Parmed e.V., Kontonummer 5 835 208, Raiffeisenbank Nesselwang, BLZ 733 698 78.

Ernst Kleipaß selbst erreichen Sie am besten per unter:

E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann.

Telefon: 0 75 44/13 18

Abb. 1: Als Dank für den Bau eines Gesundheitszentrums danken Schwestern und Indios dem Ingenieur Ernst Kleipaß aus Kluftern (Mitte). Seit 1995 engagiert er sich unermüdlich in der argentinischen Provinz Misiones.

Abb. 2: Das Krankenhaus in Colonia Aurora soll im Februar eingeweiht werden.

Abb. 3: Der Klufterner Ernst Kleipaß mit Kindern und Schwestern des Gemeindezentrums Espiritu Santo in der argentinischen Provinz Misiones.
Alle Fotos: Ernst Kleipaß

aus: SÜDKURIER NR. 300/FN

 

Aktualisiert (Freitag, den 06. August 2010 um 10:30 Uhr)